Digitalisierung – Perspektiven schaffen und Veränderungswillen nutzen

Jan 15, 2020 | News

Im dritten und letzten Teil des Interviews mit matchdigital geht Florian Kurz auf die Fragen ein, welche Rolle die Mitarbeiter im Kontext Digitalisierung und Prozessänderung spielen, wie man sie mit auf den Weg der Veränderungen nimmt und wohin seiner Einschätzung nach die Digitalisierungsdebatte in den nächsten Jahren führen wird. 

Im dritten und letzten Gespräch der Dialog-Reihe mit matchdigital spricht Florian Kurz (CEO bamero AG) über den Veränderungswillen von Mitarbeitern, wie man Perspektiven für den digitalen Wandel schafft und werfen einen Blick in die Zukunft. 


Herr Kurz, im vergangenen Gespräch haben wir darüber gesprochen, wie die Digitalisierung komplexer Prozesse funktionieren kann. Wie digitalisieren Sie Ihre Arbeitsabläufe bei der bamero AG intern?

Oh, böses Thema (lacht). Ich überrasche meine Mitarbeiter immer wieder mit neuen Prozessen. Als junges Unternehmen haben wir es mit Digitalisierung etwas leichter, denn unsere Software hat schon viele Funktionen integriert. Wir müssen nicht an vielen verschiedenen Stellen nachbessern, sondern können unsere Prozesse relativ leicht anpassen. Deshalb rate ich jungen Unternehmen auch immer, auf integrative Lösungen zu setzen. Großunternehmen haben häufig nicht diese Agilität, sondern bringen eine gewisse Historie mit. Wir bei der bamero haben die Möglichkeit, die Prozesse agil anzupassen, die uns wirklich stören.


Wie reagieren Ihre Mitarbeiter auf diese Vorschläge und Prozessänderungen?

Natürlich betrifft dies das Thema Change Management und Transparenz. Hinzu kommt, dass wir aktuell sehr schnell wachsen. 2018 hatten wir ein Wachstum von 300%. 2019 waren es “nur” 90%. Das kann dann auch schon mal ein bisschen weh tun. Deswegen mögen wir auch die klassischen Strukturen. Letztlich dauert es immer eine gewisse Zeit, bis sich Organisationsformen gefunden haben.

Bei uns arbeiten ja immer noch Menschen, und die kann man nicht in alle Prozesse packen. Besonders die Kommunikation mit externen Mitarbeitern kann nicht nur in digitalen Strukturen verlaufen. Man muss sich zwischendurch auch mal persönlich sehen und austauschen. Das ist wichtig für das Teamgefühl. Es sind die ganz normalen menschlichen Herausforderungen, auf die auch wir immer wieder zurückfallen und die wir lösen müssen. Alles können wir nicht programmieren. Zudem hat jeder Mitarbeiter bei uns Mitspracherecht. Da bekomme ich auch schon mal die Rückmeldung, dass meine tolle Idee doch nicht für uns funktioniert. Das ist aber genau richtig so, denn der Mitarbeiter trägt ja auch am Ende die Verantwortung dafür. Nicht die Maschine oder das Programm, sondern der Mitarbeiter übernimmt die Ergebnisverantwortung. Das heißt, er hat auch die Verantwortung, dass der Kunde zufrieden ist. Und wenn das der Fall ist, hat auch der Mitarbeiter Spaß daran. Egal auf welche Weise er mit dem Kunden kommuniziert hat.


Hat man es als junges Unternehmen grundsätzlich leichter, sich auf Veränderungen einzulassen?

Wie bereitet man seine Mitarbeiter auf Veränderungen vor?

Ein bisschen Wahrheit ist an der Aussage “Der Mensch ist ein Gewohnheitstier” sicherlich dran. Oft geht man davon aus, dass der Mitarbeiter keine Veränderung mag. Aber aus eigener Erfahrung kann ich berichten: Das ist häufig nicht der Fall! Mein erster Workshop, den ich bei einem Fachamt der Stadt Konstanz gehalten habe, hat mich dies gelehrt. In der Nacht vorher konnte ich kaum schlafen, weil ich befürchtete, dass mir am nächsten Tag lauter Menschen begegnen, die mir Paragraphen um die Ohren hauen und mir erzählen werden, warum diese oder jene Idee nicht funktionieren wird. Aber tatsächlich ist mir das komplette Gegenteil passiert. Es gab ganz viel Raum für Kreativität und eine rege Diskussion.

Man muss also immer vorsichtig sein mit dem Stereotyp, dass vor allem ältere Mitarbeiter nichts mehr verändern wollen. Ich glaube, dass kein Mensch darin Erfüllung findet, Daten von A nach B zu übertragen. Fakt ist, dass die Menschen, die in den Prozessen tagtäglich arbeiten, das meiste Verbesserungspotenzial darin sehen. Klar braucht es dann noch den Blick von oben, denn manche Themen sind etwas komplexer. 

Oft ist den Mitarbeitern ja selbst bewusst: Wenn ich fünf Mal die gleiche E-Mail tippe, kann ich dafür auch ein Template in Outlook erstellen. Diesen Veränderungswillen muss man nutzen und ihm eine Plattform geben. Dabei darf man natürlich nicht vergessen, dass der Mitarbeiter nur aus seiner Perspektive auf den Prozess schaut. Ich als Geschäftsführer schaue z.B. auf unsere Kennzahlen und wieviel Umsatz wir brauchen. Frau Heinisch im Marketing hat einen anderen Blickwinkel und meldet mir, wenn wir wieder einen News Beitrag veröffentlichen sollten usw. Das erfordert wiederum eine gewisse technische Umsetzung. Letztlich muss man das Thema von allen Seiten aus betrachten.


Wie begegnet man diesen unterschiedlichen Perspektiven? Was tun Sie, wenn es zu Diskussionen kommt?

Hier ist die Frage: Wenn alle Abteilungen eines Unternehmens an einem Tisch sitzen, worüber wird dann geredet? Was muss am Ende für das Unternehmen im Kontext Digitalisierung herauskommen und welchen Weg muss es dafür einschlagen? Kennt man die Pain Points? Digitalisierung ist auch immer eine Frage der Orientierung, so wie bei Ihrem Digital Check. Das fehlt den meisten heute wirklich. 

Bei Ihrem und unserem Geschäftsmodell ist man als Moderator und Berater tätig. Manchmal bezeichne ich das böse als “Händchenhalten-Consulting” (lacht). Doch unser Mehrwert ist, dass wir in solchen Diskussionen die richtigen Fragen stellen. Weg vom problemorientierten Denken hin zur Lösungssuche. Ich bin am Ende eines Workshops immer begeistert, wenn wieder ein Gruppengefühl entstanden ist. 

Unser Vorteil ist, dass wir einen Informatik Hintergrund haben. Entsprechend können meine Mitarbeiter und ich bewerten, was Technologie wirklich leistet und wie sinnvoll sie für diese oder jene Problemstellung ist. Das ist ein sehr wichtiger Aspekt in der Digitalisierung.

Die Komplexität ist dabei durchaus vorhanden. Viele Studien zeigen ja, dass es viele Themen sind, die die Digitalisierung blockieren. So z.B. Datenschutz, Datenspeicherung, Komplexität und – erst an vierter Stelle – Investitionen. Für den Anbietermarkt ist das gar keine schlechte Aussicht. Das bedeutet nämlich im Umkehrschluss, dass ich, wenn ich meinem Kunden diese Komplexität auflöse und die Angst vor diesen Themen DSGVO usw. nehme, sein Problem lösen kann. Sprich, der Kunde hat nun die Möglichkeit, z.B. die Investition zu tätigen. Besonders im Mittelstand hat sich hier viel Kapital angestaut, für das ein Topf gesucht wird.


Wenn wir abschließend einen Blick in die Zukunft werfen: Wie soll die Digitalisierungsdebatte in 5 Jahren aussehen? Was würden Sie sich hier wünschen?

Schwierige Frage. Die bamero-Mission lautet “Jeden Tag verschwenden Menschen ihre wertvolle Zeit mit veralteten und ineffizienten Prozessen. Wir wollen das ändern.” Nicht mehr und nicht weniger. Solange wir hierbei weiterhin so positives Feedback erhalten wie bisher von der SBB, der Firma Liebherr, den Kommunen wie auch kleinen Handwerkersbetrieben haben wir alles richtig gemacht. Das wünsche ich mir auch für die Zukunft.

Was ich mir für den Dialog in der Digitalisierung in Deutschland wünschen würde, ist mehr Ehrlichkeit. Angenommen ich bin Entwickler für Blockchain, heißt das nicht, dass Blockchain nun die Lösung für alle sein muss. Ich wünsche mir hier einen Dialog, der mehr an der Basis ist. Mich ärgert es, wenn unser Blick dann neidvoll in die USA wandert und wir auf deren tolle Start-Ups schauen. Wir haben hier in Deutschland und am Bodensee durchaus eine tolle Gründerszene mit sehr vielen guten Ideen. Wenn jeder für sich ehrlich ist und sich eingesteht, was er oder sie kann und was nicht, dann können wir über echte Lösungen sprechen. 

Diesen Punkt haben wir für uns sehr schnell erkannt. Deswegen haben wir auch so ein großes Partnernetzwerk und arbeiten auch gerne mit Firmen wie matchgitial zusammen. Wir wollen schauen, wo wir unseren Beitrag leisten können, weil wir eben ganz genau wissen, was wir können. In Konstanz gibt es z.B. sehr viele Unternehmen, die in ihrem jeweiligen Bereich sehr gut sind. Sie suchen händeringend nach einer Möglichkeit, die Komplexität der Digitalisierung zu bewältigen. Ich finde es super, wenn ich dann bei meinem Kunden sitze, er mir sein Problem mitteilt und ich ihm dann jemanden dafür empfehlen kann  und ihm versichere, dass wir gemeinsam eine Lösung für sein Anliegen finden. 

Das wünsche ich mir für die Zukunft. Nur so gelingt es, gemeinsam bei den Unternehmen echte Mehrwerte zu schaffen und den deutschen Mittelstand und die großen Unternehmen nach vorne zu bringen.

Autor: matchdigital, Angela Heinisch & Florian Kurz

Autor:in

UX Designerin und Consultant

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